Dr. Samuel Hahnemann, der 1755 in Meißen geboren wurde und dem wir die Heilmethode der Homöopathie verdanken, studierte Medizin, Pharmazie und Chemie. 1779 erhielt er in Erlangen seine Doktorwürde. Hahnemann lehnte die harten medizinischen Praktiken, die seinerzeit üblich waren, rigoros ab: so zum Beispiel die Verwendung von Blutegeln, das Schröpfen, häufiges Aderlassen bei fast jeder Krankheit zusammen mit der Gabe starker Abführ- und Brechmittel sowie den Einsatz von Quecksilber gegen Syphilis. Hahnemann hatte beobachtet, dass diese Praktiken den Kranken häufiger mehr zusetzten als die Krankheit selbst. Er war über die dubiosen Methoden seines Berufsstandes so entsetzt, dass er beschloss, seinen Beruf aufzugeben.
Stattdessen widmete er sich seinen chemischen Untersuchungen und verdiente seinen Lebensunterhalt als medizinischer Übersetzer. Er beherrschte bereits mit 20 Jahren mindestens sechs Sprachen fließend! 1790 übersetzte er die Materia Medica des schottischen Arztes Dr. William Cullen ins Deutsche. Dabei stieß er im Abschnitt über die Chinarinde (Wirkstoff: Chinin) auf die Behauptung Cullens, Chinarinde würde beruhigend auf den Magen wirken. Hahnemann zweifelte an dieser Aussage und nahm selbst etwas pulverisierte Chinarinde ein, worauf er kurze Zeit später krank wurde und Symptome entwickelte, die dem Wechselfieber (Malaria) sehr ähnelten. Die Erkrankung beschrieb er selbst wie folgt: "Stumpfheit der Sinne, Steifigkeit in allen Gelenken, besonderes aber die taube, widrige Empfindung, welche in dem Periostium über alle Knochen des Körpers ihren Sitz zu haben scheint. Diese Empfindung dauerte zwei bis drei Stunden jedes Mal und erneuerte sich, wenn ich die Gabe wiederholte, sonst nicht. Ich hörte auf, und ich ward gesund." (A. Braun, Methodik der Homöopathie, S. 15f.)
Daraufhin wollte Hahnemann wissen, ob dieser Stoff nur bei ihm oder auch bei anderen diese Symptome hervorrief, und er prüfte ihn und andere Substanzen an seiner Familie und an Freunden. Seine Experimente dauerten sechs Jahre lang, und man kann sie als Morgenröte der Homöopathie bezeichnen.
Hahnemann kam schließlich zu dem Ergebnis, dass verschiedene Stoffe am Gesunden jeweils ihre eigentümlichen und individuellen Krankheitszustände hervorbrachten und diese niemals gegen die Wirkung anderer Stoffe austauschbar waren. Als nächstes wollte Hahnemann wissen, warum dies so war und unter welchen Umständen Arzneimittel überhaupt auf den Kranken wirkten, da er und viele andere Ärzte damals in der Praxis erlebten, dass eine bei einer bestimmten Krankheit bewährte Arznei bei dem einem Patienten am Krankenbett wirkte und bei dem anderen tragisch versagte. Ihm kam die Idee, dass die Ursache dafür in der Individualität der Symptome der verschiedenen Arzneien liegen könnte. Demnach konnte die Chinarinde bei Wechselfieber (Malaria) nur den Patienten heilen, dessen Wechselfiebersymptome dem Symptombild ähnelten, das Chinarinde bei der Prüfung am Gesunden hervorbrachte. Diese Theorie bestätigte sich in der Praxis und konnte auch erfolgreich auf andere Stoffe angewendet werden. So konnte beispielsweise Belladonna (Tollkirsche) nur dann Scharlach heilen, wenn der Patient genau die Symptome aufwies, die bei der Belladonna-Prüfung am Gesunden entstanden waren.
Aus diesen Beobachtungen leitete Hahnemann 1796 das Grundgesetz der Homöopathie, das Ähnlichkeitsgesetz ab: "Ähnliches wird durch das Ähnliche geheilt."
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